WachtbergDirekt


"Show me the way" (Foto: G.A.)

Aufruhr in Villiprott

Von Harry Hirsch

Das kleine Dorf Villiprott in der Gemeinde Wachtberg besticht eigentlich durch seine Ruhe und gute Wohnqualität. Es geht beschaulich zu, es gibt keine Geschäfte zum Einkaufen, keine Sehenswürdigkeiten, nicht einmal eine Kirche.

Es gibt Spötter, die behaupten, das Beste an Villiprott sei der Parkplatz am Dorfrand, von dem aus schöne Spazier- und Radwege in den nahen Kottenforst führen. Mit der ansonsten schnarchigen Schlafzimmer-Atmosphäre des Ortes scheint es aber jetzt vorbei zu sein. Was ist passiert?

Schon dreimal berichtete der Bonner General-Anzeiger in seinem Wachtberger Teil von gewaltigem Ärger über eine kleine Gasse (rheinisch: „Pissgäss‘chen“), deren korrekte Benutzung inzwischen das Dorf spaltet. Die Gasse kürzt den Weg zur Hauptstraße ab, an der auch der wundervolle Dorfplatz liegt, einfach ein Kleinod provinzieller Piefigkeit. Allzu viele Bürgersteige gibt es nicht in Villiprott und wenn es sie gäbe, wären sie wohl auch tagsüber hochgeklappt.

Nun ist der Villiprotter Dorfplatz etwas spärlicher besucht als der Times Square in New York und die wenigen Fußgänger und erlaubten Radfahrer unter zehn Jahren, die das „P-Gässchen“ betreten dürfen, bleiben überschaubar.

Am Anfang der Gasse bei der Einmündung auf den Dorfplatz errichtete vor einiger Zeit an einer angeblichen Verkehrsgefahrenstelle die Wachtberger Verwaltung fürsorglich ein kleines Tor, das zum Abbremsen und Öffnen des Tors kurz vor dem Eintritt auf den Dorfplatz zwang. Zitat aus dem G.A.: „Was dem einen als gemeindliche Verkehrssicherungsmaßnahme willkommen war, hielten andere für Unsinn, für ein Hindernis oder gar für eine Gefahr für gangunsichere Senioren und Kinder“. Der eindeutig mehr als zehn Jahre alte politische Lokalmatador Ulf Hausmanns zeigte sich auf einem GA-Foto mit dem Fahrrad ausgerechnet hinter einem Verkehrsschild, auf dem der Zugang in die Gasse für Fußgänger, aber nicht für Radfahrer gestattet wird.

Was bedeutet all dies? Ein real existierendes „Biotop für Bekloppte“ in Wachtberg? Kommunalpolitisches „Ganz-Jahres Halloween“?

Des Volkes Zorn aber bahnte sich jetzt einen praktischen Weg: Das umstrittene Pendeltor wurde gewaltsam aus der Angel gerissen, ist unbrauchbar und scheppert lärmig. Die für das Tor aufgewendete Summe hätte die Verwaltung besser den Wachtberger Kulturschaffenden zur Verfügung gestellt als in Banalitäten zerstrittenem dörflichen Kleinbürgertum.

Was lernen wir aus der Provinzposse:  Wahrscheinlich wieder mal nichts. Aber es stellen sich folgende Fragen:

·        Gibt es sonst keine Probleme in gegenwärtig schwierigen Zeiten?

·        Hat ein gewisser Prozentsatz von Villiprotter BürgerInnen nicht mehr alle Latten am Zaun?

·        Muss sich der neue Bürgermeister einschalten?

·        Kommt es in Villiprott jetzt zu Ausschreitungen und Straßenschlachten wütender Bürgerbewegungen?

·        Warum berichtet eine Tageszeitung dreimal über diesen inhaltsleeren Schwachsinn (engl. brainfuck)?

·        Weil solche Ereignisse nicht nur in Wachtberg passieren?

·        Und auch die Frage: Warum berichtet www.wachtbergdirekt.com darüber?

Fragen über Fragen, deren Beantwortung wir eigentlich gar nicht wissen wollen, die aber zu denken geben sollten, wo wir im Augenblick stehen!