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Wachtberg: Neues aus dem Ratlos-Haus

Kommentar von Erwin Ruckes zur Rathaus-Diskussion

Wachtberg braucht ein neues Rathaus. Die Aufgaben der Gemeinde wachsen, bald gibt es vielleicht eine „Stadt Wachtberg“ mit der jetzt schon dazu ausreichenden Einwohnerzahl und mit dann hinzukommenden Fachbereichen, die bisher vom Kreis übernommen sind. Die aktuell vorhandenen Büroräume für das Verwaltungspersonal erinnern eher an Laufgehege in Kindergärten als an moderne Büros. Dies gilt auch für den Arbeitsplatz des Bürgermeisters und anderer Führungskräfte. Dabei geht es überhaupt nicht um vermeintlichen Luxus, sondern schlicht um zeitgemäße Arbeitsbedingungen.

So weit, so gut und in einer Frage sind sich die meisten Menschen in Wachtberg einig: Von einem „architektonischen Kleinod“ kann man bei der Betrachtung des Rathauses in Berkum nicht unbedingt sprechen. Das Gebäude sieht außen und innen gleich langweilig aus, ein reiner Zweckbau aus der Mitte der siebziger Jahre, als sich viele Architekten von Verwaltungsbauten offenbar in einer Sinnkrise befanden. Aber es geht hier und heute weniger um Schönheit, sondern um neue Zweckmäßigkeiten und vor allem geht es natürlich ums Geld. Aus dem benachbarten Bonn wissen wir Wachtberger am Beispiel der Beethovenhalle, wie man es eigentlich als behördlicher Bauherr nicht machen sollte. Aber Wachtberg hat einen eigenen Charme, beweist beim Rathaus-Thema allerdings, dass man auch im Kleinen Murks bauen kann.

In der Diskussion um Renovierung oder Abriss wird die Wachtberger Verwaltungszentrale inzwischen vom Rathaus zum Ratlos-Haus. Und diese Diskussion hat auch einen faden Beigeschmack, für den der Bürgermeister und die Rathaus-Mehrheit verantwortlich zeichnen. Es ist leider der Eindruck entstanden, dass in der Wachtberger „Hinterzimmer-Verwaltung“ schon vieles fertig gekungelt war und dann eine ansonsten eher schlappe Opposition mit Ausnahme von „Unser Wachtberg“ im Gemeinderat den Klüngelanten bei diesem Thema in die Suppe gespuckt hat.

Der Bürgermeister hat eine feste Meinung. Er will einen Neubau. Das kann man respektieren, aber: Warum verweigert er hartnäckig die Auskunft, wo der Neubau stehen soll und vor allen Dingen, warum lässt er das alte Rathaus nicht zunächst auf Schadstoffbelastung untersuchen? Eine solche Untersuchung würde z.B. im Falle einer Asbest-Findung doch sein Neubau-Argument untermauern? Darüber hinaus ist eine solche Untersuchung nach Experten-Meinung ohnehin erforderlich bzw. vorgeschrieben. Bedeutet also: Die jetzt wegen möglicher Schadstoffe durchzuführende Prüfung hätte auf jeden Fall schon vorher in die Kostensumme eines Neubaus eingerechnet werden müssen und kann jetzt von Seiten der Verwaltung nicht als zusätzliche finanzielle Belastung von über einer halben Million Euro durch den jüngsten Ratsentscheid gewertet werden. Wenn man schon tricksen will – was ja eigentlich alle öffentlichen Verwaltungen gerne mal machen - sollte auch etwas Intelligenz dabei sein. Da reicht es einfach nicht, wenn der Bürgermeister der örtlichen Printpresse in einem anberaumten Pressegespräch erklärt: „Wenn uns unterstellt wird, wir würden tricksen und eine Drohkulisse aufbauen, dann sollten solche Unwahrheiten nicht im Raum stehen bleiben“. Aus dem Raum sind sie aber mit einem solchen Spruch noch lange nicht. Da sage ich mal: Das war einfach schlecht getrickst und nicht gekonnt, meine Herren!

Aber ich möchte hier nicht nur rumnörgeln, vielmehr etwas vorschlagen:

Das Wachtberger Rathaus muss auf jeden Fall an dieser zentralen Adresse bleiben. Es könnte aber einen Neubau auf dem bisherigen Parkplatz hinter dem Rathaus geben mit einer Tiefgarage darunter. Nach Fertigstellung des geräumigeren Neubaus könnte ein schrittweiser Umzug der Verwaltung erfolgen. Sollte das alte Rathaus wegen Asbest-Belastung o.ä. abgerissen werden müssen, wird dort ebenfalls etwas kleiner neu gebaut oder es wird renoviert. Vorteil: Es werden Kosten gespart für den Erwerb eines neuen Grundstücks, für einen Neubau, für einen eventuellen Abriss und weiteren Neubau sowie Kosten für einen Umzug und provisorische Unterbringung an einem Fremdstandort während der anfallenden Zeit der Umgestaltung.

Denkt doch einfach mal drüber nach. Man kann auch konstruktiv tricksen!

29.03.2024